Rede zur Eröffnung einer Ausstellung mit Arbeiten von Prof. Norbert Blum


Blum ein Text, eine Bewegung,

geboren 38 in Novisad, damals Jugoslawien, heute Serbien, an der Grenze zu Kroatien, an der Donau gelegen, eine Familie schwäbischer Herkunft, Vater Kaufmann und Holzschnitzer, zurück , vor den Bomben her , heim ins Reich, arm in Thüringen, aber Frieden.

Schachfiguren für die Russen schnitzen, erst der Vater dann der Sohn, doch sie haben ihn bemerkt, den kleinen Fälscher, der des früh verstorbenen Vaters Geschäft weiter führen wollte, doch sie haben auch bemerkt, ein Talent, also Schnitzschule, dann Heiligendamm, die Fachschule für angewande Kunst an der Ostsee, dann Weissensee zu Grzimek, da war er zwanzig, und schon einiges gesehen.

Diplom bei Drake, Assistenz, dann Marx- Engels Forum , 12 Jahre, Nationalpreis im Kollektiv, wieder an die Hochschule, von Bachmann geholt, Dozent für Grundlagen Bildhauerei oder Plastik, später die Professur, die Arbeit mit den Studenten:

Untersuchungen zu Formentwicklung im Raum, Konzentration am Porträt, der Bewegung der Form folgen bis zum Schluss, Rhythmus, Struktur, Material, betasten, riechen, Rüster, Akazie, Robinie, Sediment oder magmatisch, Eruptivgestein und immer den Flug des Reihers im Blick, früher mit - später ohne Rothändel, und der Klang, Neuntöter oder Weichlöter, Viertakter oder Einakter, das Getriebe muss rundlaufen und die Arterien frei bleiben, Tik Tak, das Metronom wartet nicht, der Trecker und die Flugzeuge, mit Glanz in den Augen, dank Monikas Basisarbeit, die Kinder, die Tiere, der Garten, jetzt die Enkel und das Flöten schnitzen.

Seine Bildhauerei. Skulptur, Plastik nichts Gefühliges, nichts Statisches, ehr nervös, unruhig, eine Bewegung hermetisch mit sich selbst befasst, in der Endlosschleife, konsequent, präzis, auch ein Statement gegen die Kettensägenfraktion, mit ihren Zufälligkeiten und Schnellkunststücken, er reduziert auf die asketische Form, kein Übergewicht, keine Verspieltheiten, essentiell, elegant, erotisch, ein bisschen eitel auch, sei's drum, seinen Moore hat er studiert, grundlegend, Brancusis Disput von Formbewusstsein und Materialgerechtigkeit verinnerlicht, keine Metapher für irgendwas, keine Übertragung, Skulptur ist Skulptur und nichts anderes, basta!
Geschlossener Bogen - N. Blum
Die Bewegung in der Skulptur ist Illusion aber die Luft, die sie umschließt gerät ins Fliesen, vor Spannung ins Vibrieren. auch ein Loch ist Skulptur, wenn Material drum herum ist, sagt Henry Moore. Es bleibt der Raum - Material - Zeit, Grundlegend Zeit und die Bewegung in ihr, er misstraut der Ruhe, dem Stillstand, er wird wissen warum, sitzt er endlich abends in der Küche, eine Hand bleibt in

Bewegung, die, die den Löffel im Suppentopf rührt auf dem Herd, existenzielle Verwerfungen werden an der glatten Oberfläche nicht verhandelt, Formfundus, die Natur als Lehrer, Fossilien, Skelette, der Hai aus England im Kofferraum des Passat, die Steine vom mönchsguter Strand, Slawisches Siedlungsgebiet, Endmoränen Land,

in der Tongrube war er nie so richtig zuhause,

der Milan zieht ruhig seine Kreise, der Rotmilan natürlich, ganz entscheidend, Wenn schon eine Interpretation sein muss: dann diese: das Leben ist eine halbwegs runde Sache, es ist irgendwie wie Holz, ein nachwachsender Rohstoff, es endet fast dort wo es begann und hinterlässt eine schöne Form, das ist ja schon einiges, die Spur führt weiter, Blum,

keep on moving

Danke!

Th. K. Müller
1.7.2009